Deniz Ugur (44) ist seit 2007 Gesellschafter und seit 2017 alleiniger Geschäftsführer des von seinem Vater 2004 gegründeten Veranstalters Bentour Reisen mit Sitz in Zürich. Vor dieser Zeit war der diplomierte Betriebswirt im Travelmanagement der BBDO sowie für den Weltfußballverband FIFA tätig.
Bentour Reisen ist Gründungspartner von B4C – Best for Customer. Das Sortimentslabel basiert auf der Partnerschaft zwischen der Reisebüro-Kooperation BEST-REISEN und den Veranstaltern Bentour Reisen, Chamäleon, Olimar und Schauinsland Reisen
Das Interview führte Beate Zwermann am 08.09.2022 im Auftrag der B4C-Partner.
In der B4C-Partnerschaft sind auskömmliche Provisionen ein wichtiger Punkt. Wie viel wird mindestens gezahlt?
Reisebüros bekommen bei B4C für ihre Arbeit mindestens eine zweistellige Provision ab der ersten Buchung. Alles darunter passt nicht mehr in diese Zeit – vor allem mit den aktuell steigenden Preisen und Gehältern. Auf der Basis von zweistelliger Vergütung ist dann auch die Steuerung mit Umsatzstaffeln einfacher, weil es den generellen Druck rausnimmt.
Und wann werden die Reisebüros vergütet?
Auch hier sind wir mit B4C fair unterwegs: Ist die Buchung- inkl. Anzahlung erfolgt, gibt es die volle Provision, denn der Hauptteil der Arbeit – der Verkauf – ist geleistet. Damit stellen wir die Liquidität im Reisebüro sicher. Wichtig ist auch, dass wir auf fast alles Provision bezahlen, also Pauschalreisen und auch Nur-Hotel-Angebote. Die Provision auf Nur-Flug-Angebote, kann das Reisebüro individuell einstellen. Gutschein- und Rabattaktionen sind bei uns kein Thema.
Was bedeutet für Dich eine faire Partnerschaft zwischen Reisevertrieb und Reiseveranstalter?
In der öffentlichen Diskussion geht es meist nur um Vergütung, was natürlich ein wichtiger Bestandteil der Zusammenarbeit ist, schließlich wollen wir gemeinsam Geld verdienen. Die Grundlage dafür ist aus meiner Sicht aber vor allem Vertrauen darauf, dass beide bei Veränderungen immer auch das Gegenüber im Blick haben. Ein Beispiel dafür sind die Flex-Tarife, die wir erfunden haben, um Kundinnen und Kunden zum Buchen zu animieren. Ganz klar haben wir vorab mit unseren Partnern darüber gesprochen.
Die Flex-Tarife sind also ein Erfolg?
Ganz bestimmt. Nur etwa drei Prozent der Reisen mit Flex-Tarifen wurde bisher abgesagt. Dem gegenüber stehen ca. 20 Prozent Buchungsvolumen, die es ohne nicht geben würde. Wir haben den Menschen damit eine Brücke gebaut, um langfristigere Buchungen wieder mit einer gewissen Sicherheit zu fördern.
Diese Buchungen sind auch für eine ausgeglichene Personalplanung Im Reisebüro wichtig. Extrem Kundenanstürme kurz vor den Ferien belasten das Personal überdurchschnittlich und sorgen so für unnötigen Stress.
Nicht einverstanden sind wir mit kostenlosen Flex-Tarifen, denn grundsätzlich muss die Arbeit ja gemacht werden. Unsere Reisebüro-Partner erhalten die Hälfte der Storno-Gebühr. Das ist nicht viel, aber fair.
Wie siehst Du die Perspektiven der Reisebranche in diesen Krisenzeiten?
Wichtig ist, dass wir immer mal wieder die Helikopter-Perspektive auf unsere Branche einnehmen und uns darauf besinnen, dass Reisen die Menschen glücklich und zufrieden macht. Gerade in diesen Zeiten ist Motivation der Motor unserer Volkswirtschaft. Gemeinsam müssen wir sehr selbstbewusst daran arbeiten, dass die Regierungen die Reisebranche ernst nehmen. Ein Bashing wie während der Corona-Krise darf es nicht mehr geben und im Rahmen der Nachhaltigkeitsdiskussion muss auch der Wertschöpfungsanteil der Branche in den Reiseländern und unser Beitrag zur Völkerverständigung stärker in den Fokus der Menschen gerückt werden.